Nachdem ich im letzten Eintrag mehr oder weniger ausführlich über meinen Unialltag berichtet habe, wird es an der Zeit euch, wie versprochen, wieder mit etwas lustigeren Informationen zu versorgen. Die Tatsache, dass ich zur Zeit nicht mehr als einen Eintrag pro Woche fertigstellen kann und gerade eine Mittagspause zum Weiterschreiben nütze, hängt aber ganz klar damit zusammen. Untertags auf der Uni und am Abend "auf der Leisch" sozusagen...
"Offizielle" Erasmusaktivitäten
ISS, der "Internationale Student Service" der hiesigen Studentenvertretung, hat sich fuer den Jänner einiges einfallen lassen, um uns Neuankömmligen jeden Abschiedsschmerz zu versuessen und das Kennenlernen der Stadt bzw. anderer Leute so leicht als möglich zu gestalten. Hier ein kurzer Auszug aus jenen Aktivitäten, an denen ich teilgenommen habe:
- 10. Jänner: Eislaufen in Kungsträdgården
- 13. Jänner: KTH-Campus Tour
- 16. Jänner: Filmabend
- 17. Jänner: Schwedische Sauna ("Bastu")
- 23. Jänner: Schwedisches Dinner
- 24. Jänner: IMAX-Kino "Cosmanova"
- 30. Jänner: Welcome/Welcome Back Party
Aber natürlich gehts nicht nur darum, eine Stadt bzw. neue Leute über die offiziellen Events - über die ich an anderer Stelle auch noch schreiben werde - kennenzulernen oder sie dort in einem größeren Kontext wiederzusehen, sondern auch eigene Erfahrungen zu machen. Auch dabei war ich recht fleissig, wobei mir einige Abende in besonders schöner Erinnerung geblieben sind.
The first contact...
Da war zunächst mal das 1. Studentpub, das ich hier besucht habe. Kurz zur Erklärung: Die KTH ist in Schulen unterteilt, was wohl den Departments auf der TU Wien entspricht, und diese sind wiederum in die einzelnen Studienrichtungen gegliedert. Auf dieser Ebene gibt es, wenn ich das richtig verstanden habe, seitens der Studierendenvertretung soziale Aktvitäten, wie eben die Abhaltung regelmässiger Studentpubs. Es erinnert mich irgendwie an die Räumlichkeiten der Fachschaften in Wien - nur halt mit einem extra Barbereich - die wöchentlich bis zweiwöchentlich abgehaltenen Pubs wären dann wohl sowas wie kleine Fachschaftsfeste mit extrem billigen Getränkepreisen.
Ja und am Campus Kista, einer Außenstelle der KTH für alle Studienrichtungen, die sich mit "computer sciences" beschäftigen, haben wir dann auch mal im "Tuesday's Pub" vorbeigeschaut - im übrigen ein entsetzlicher Marathon aufgrund dieser blöden Zutrittskarten, die nur für bestimmte Gebäudeteile freigeschalten sind. Dort haben wir dann auch eine Spezies getroffen, die man in Schweden als Erasmusstudent gar nicht so leicht - wohl in etwa so häufig wie ein Nordlicht ;-) - antrifft: schwedische Studentinnen und Studenten!
Nachdem wir eine kurze Einführung in die landesüblichen Saufspiele und -sitten erhalten haben, konnte man sie dann auch in freier Wildbahn beobachten. Fazit: Sie holen offensichtlich in kurzer Zeit alles nach, was sie in jungen Jahren aufgrund strengerer Gesetze versäumt haben - ein durchaus amüsanter Wesenszug. Nebenbei bemerkt starten sie auch bei den Studentenpubs deutlich früher; bei unserer Ankunft gegen halb neun war das Gros der Beobachtungsobjekte bereits in bester Laune - verständlich bei "Stark"bier (= in Ö: regulärer "Stoff") um SEK 18.
Zu etwas späterer Stunde (= gegen halb elf) sind dann Sonja und ich sogar einigen von ihnen in die Hände gefallen und wir übten uns in einer bezaubernden Kommunikation aus einem englisch-schwedisch-deutschem Sprachgemisch. Ganz hingerissen war ich allerdings, als ich zum ersten Mal (!), seit ich hier bin, für den Satz "I'm from Linz but you probably don't know it." korrigiert wurde. Einer von ihnen hat doch glatt einen Onkel aus Oberösterreich, vermutlich irgendwo in der Paschinger Gegend, da er tatsächlich die PlusCity kennt. Das hat uns dann auch ein paar "Lavalampas" eingebracht - eine seltsame, aber köstliche Shotsmischung (Beobachtungsnotiz Nr. 32: "Objekte neigen zum Experimentieren mit allerhand selbsthergestelltem und gekauftem Hochprozentigen").
Zum krönenden Abschluss hab ich dann auch noch eine Schwedin kennengelernt, die mir ausführlich von ihrer Fußballleidenschaft, d.h. vor allem für Djurgårdens IF, der nicht unweit von mir im Olympiastadion spielt, erzählt hat - damit war es dann endgültig um mich geschehen. Ein paar Lavalampas und lustige Anekdoten über krasse Auswärtsfahrten, brisante Derbys oder dritte Halbzeiten später hab ich mich dann auch davon überzeugen lassen, mir keinesfalls Hammarby IF oder AIK Solna anzusehen.
Create your own Erasmus!
Jenes Ereignis, das wohl am prototypischsten dafür steht, was Erasmus alles ist bzw. sein kann, war wohl Lucas Geburtstag am 22. Jänner. Da hab ich am Abend einen kurzen Anruf bekommen, ob ich eh bei ihm im Studentenheim in Stadtshagen vorbeischau, da man "gemütlich Abendessen" werde. Der gute Luca hat zum "gemütlichen Abendessen" neben mir und seinen Freunden auch spontan seinen kompletten Stock zum Kennenlernen eingeladen, was in diesem Studentenheim ohne Gemeinschaftsküche durchaus eine logistische Herausforderung war. Alessandro kochte ebenfalls exzellente Hendlhaxen, womit dann auch tatsächlich für alle Leute genug zu essen da war - fürs Trinken hatte Luca netterweise auch gesorgt.
22.01.: Das Geburtstagskind bei der Zubereitung des Festmahls 
22.01.: Pasta di Luca
22.01.: Die französische Eingreiftruppe packt zu 
22.01.: Eine wohlverdiente Bierpause
22.01.: Die vornehm geschmückte Festtafel 
22.01.: Tanti auguri a te, Luca! 
22.01.: "Kann man das trinken???"
22.01.: Die multinationale Festtagsgesellschaft 
22.01.: Lieber Luca: "Natürlich hast du nicht zuviel Bier eingekauft! - Sind ja eh alle leer geworden..." ;-) Somit wurde aus einem von mir erwarteten kurzen Dinner ein äußerst netter, langer Abend, bei dem neben Lucas Geburtstag auch die neuen Bekanntschaften gefeiert wurden. Oder, ums ganz pathetisch zu formulieren: Das war ein "echter" Erasmusabend - sogar ganz ohne ISS!
Mvh, Bernhard
PS: Unglaublich, aber wahr: Seit 29.01.09 bin ich offizieller Besitzer meiner Canon IXUS 870!!! Somit sollte es jetzt eigentlich auch fotoreichere Einträge geben.
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