Sonntag, 8. Februar 2009

Mein Lappis

Hej!

Das erste Posting nach einer kleinen Ewigkeit sollte endlich mal von meiner Unterkunft in Lappis handeln - vielleicht interessiert ja den einen oder anderen, wo und wie ich hier so hause ;-)

Stora Lappkärrsberget

Wikipedia meint ganz nüchtern: "Lappkärrsberget is a residential area in Norra Djurgården in central-eastern Stockholm, Sweden. Located just north of the Stockholm University, it is known for the approximately 2,000 student flats located there. It is known amongst students as Lappis.", und trifft damit wohl den Nagel auch auf den Kopf. Der "große Lappkärrsberg" - wobei "groß" hier durchaus relativ zu verstehen ist - dient also nicht nur mir als Heim und hat wohl große Ähnlichkeit mit dem Campus Brigittenau in Wien, architektionisch allerdings etwas ansprechender gelöst.
Um eure Geographiekenntnisse etwas aufzubessern, gibts hier einen kurzen Überblick, wo ich mich tatsächlich befinde:

20.02.: Im Norden von Stockholm - also "oben" in der Karte ;-)

Wenn ihr mich mal besuchen kommt...

...müsst ihr zwar ein Stückchen vom Zentrum zu mir fahren - es wird sich aber lohnen. Ihr nehmt die Röda linjen, also T-Bana Nr. 14, Richtung Mörby Centrum...

20.02.: Stockholms T-Bana

03.02.: Immer nur "mot Mörby Centrum"

...fahrt bis zur Station Universitetet und nehmt den einzig verfügbaren Ausgang über die Rolltreppe...

03.02.: Stairway to heaven?

...zurück an die Oberfläche...

03.02.: Zurück an der Oberfläche

...und nach links zum Bus Nr. 40 "mot Stora Lappkärrsberget".

03.02.: Hier gehts zum Bus Nr. 40

Nachdem der Bus aber entsetzlich lange braucht und selten kommt, werdet ihr wohl lieber gerade aus zu Fuß gehen...

03.02.: Ein kurzer Blick zurück zur Haltestelle Universitetet

...wo sich, nachdem ihr die große Sporthalle "Frescatihallen" passiert habt, folgender Blick auf Lappis bietet:

02.02.: Stora Lappkärrsberget - "Lappis"

Immer nur weiter den "Berg" rauf bis zur Bushaltestelle Professorsslingan...

03.02.: Ein paar Stufen sinds schon, aber dafür hat man einen netten Blick zurück zur Frescatihallen

03.02.: Bushaltestelle Professorsslingan - wie so oft ohne Bus 40

...wo ihr mit großer Wahrscheinlichkeit den 40er bereits überholt habt. Ein kurzer Blick auf die Übersichtskarte, um euch zu vergewissern, wo sich Amanuensvägen 6 befindet...

03.02.: Ist doch netter als der Campus Brigittenau, oder?

...und nach ein paar Metern warte ich schon auf euch:

31.01.: Amanuensvägen 6, 114 16 Stockholm, Sverige

Aber vielleicht holt ihr ja noch Lättöl vom ICA um die Ecke, bevor ihr zu mir raufschaut?

31.01.: My local ICA (Mo. - So.: 9.00 - 22.00)

Aber jetzt immer rein in die gutes Stube!

29.01.: Ein perfekt aufgeräumtes Zimmer 322

Ach ja: Falls ihr zufällig an einem Dienstagabend bei mir seit, könnt ihr um 22 Uhr eine schöne studentische Tradition bewundern - den Lappis scream! Da reißen viele Leute ihr Fenster auf und schreien mal nach Herzenslust ein paar Minuten ins Dunkle raus; man kann sich wohl vorstellen, wie verwundert ich da beim ersten Mal war *g*.

Norra Djurgården

Das Geniale an Lappis ist, dass es nur eine T-banastation entfernt von der KTH ist und dass es mitten im Grünen am Meer liegt. Frühling und Sommer werden da echt spitze werden, wobei es im Winter auch ganz nett ist:

31.01.: Lappis liegt am Meer "Lilla Värtan"...

31.01.: ...und am namensgebenden See/Tümpel "Lappkärret"

31.01.: Außerdem gibts einen kleinen Strand...

31.01.: ...der allerdings zur Zeit nur zum Posieren taugt

Bin jedenfalls dabei, ein paar nette Laufstrecken auszukundschaften, fehlt nur mehr die Zeit und der Wille auch tatsächlich regelmäßig laufen zu gehen... ;-)

31.01.: Jetzt ist aber eher spazieren als laufen angesagt

31.01.: Ein netter Park ganz in der Nähe

Also: Besucht mich mal - ich freu mich!

Mvh, Bernhard

Vom schwedischen Dinner und der gelben Villa

Hej!

Ich möchte euch heute die eine oder andere Besonderheit des schwedischen Studentenlebens näher bringen. Das reflektiert dann wohl auch meine ersten Jännerwochen ganz gut, wo ich mich vor allem im Dunstkreis der Stockholmer Universitäten bewegt habe. Im Allgemeinen ist es in Schweden nicht recht anders als in Österreich, wo es bei Studentenfesten wohl auch hauptsächlich um zwei Dinge geht: billig(er)e Getränke und möglichst studentisches Publikum.

Ein medizinisches "Slutfest"

Am Anfang soll dabei das "Slutfest" des Karolinska Instituts, einer medizinischen Fakultät oder (?) Universität, stehen; es ist auch chronologisch am Beginn angeordnet. Bei einem "Slutfest" handelt es sich nicht etwa um etwas Ordinäres, sondern um das Abschlussfest nach einer der Prüfungswochen, in diesem Fall Mitte Jänner nach der Reexaminationweek des vorangegangenen Wintersemesters. Die mittlerweile eifrigen Lesern meines Blogs altbekannte austro-franko-italienisch-belgische Erasmusgang hat sich auch nicht von 40 SEK Eintritt, die man wieder einmal nur deshalb bezahlen musste, weil man wieder mal um 10 Minuten den "Free Entry" verpasst hat, und 20 SEK Gaderobe abschrecken lassen, um das hauptsächlich von Schweden besuchte Fest zu stürmen. Auch hier gilt die altbekannte Weisheit, die ich im letzten Post mehrmals angesprochen habe: Betrunkene Schwedinnen und Schweden lassen sich anhand von ein paar gelallten schwedischen Brocken durchaus zu einem Schwätzchen und Bierchen hinreißen ;-)

17.01.: Ein Plauscherl mit François

17.01.: Das sieht voller aus, als es eigentlich war...

17.01.: Trotz entsetzlichem DJ wars sehr lustig

Swedish Dinner

Eines der beeindruckendsten Erlebnisse des ersten Monats war mit Sicherheit das schwedische Dinner, welches von ISS am Abend des 23. Jänners veranstaltet wurde. Wir durften dafür im Voraus satte SEK 200 hinblättern, aber die warens alle mal wert (auch wenn der eine oder andere gerne etwas mehr Essen auf seinem Teller gesehen hätte).
Die hiesige Studentenvertretung hat sich da mordsmäßig ins Zeug gehaut und für 200 Personen ein viergängiges Menü inkl. Getränken in Nymble, dem eigenen Haus der Studentenvertretung, hingezaubert. Köstlich, köstlich - wobei der aufmerksame Beobachter den einen oder anderen leisen kritischen Ton verlieren könnte, was an der Hauptspeise so "typical Swedish" war ;-)

23.01.: Wieder einmal eine festlich geschmückte Tafel

23.01.: Unsere braven Kellnerinnen

23.01.: Erster Gang - wohl "the most genuine Swedish one" (vegetarisch übrigens)

23.01.: Zweiter Gang - "Chicken"

23.01.: Der köstliche dritte Gang kurz vor dem Verzehr durch Andras und Sonja

23.01.: Gang Nr. 4 - "d' Nochspeis"

Bei so einem Dinner, das offensichtlich mehrmals im Semester veranstaltet wird, gehts allerdings nicht nur ums Essen (und Trinken), sondern der Abend hat durchaus seine eigene Dramaturgie. Da gibt es eine Band, einen Zeremonienmeister und - nicht zu vernachlässigen - die typischen Sauflieder. Einige der anwesenden Nationen konnten es sich nicht nehmen lassen, ihre eigenen zum Besten zu geben, nur wir anwesenden Österreicher konnten uns auf kein gemeinsames ("I am from Austria"? G'stanzln? "Hiatamadl"?...?) einigen. Recht rasch und unkompliziert wurde aber der Mehrheitsbeschluss gefasst, jenen drei abtrünnigen Österreichern, die gemeinsam mit den Deutschen "Viva Colonia" zum Schlechtesten gaben, unverzüglich die Staatsbürgerschaft abzuerkennen.
Noch ein Wort zu unserem charmanten Zeremonienmeister mit Megaphon, der uns die schwedischen Lieder eher schlecht als recht (offensichtlich aufgrund mangelnder Vorsängerausbildung - "Peda schau owa" - und Ultramentalita) näherbringen konnte: Sein kurioses Outfit ist kein Skianzug oder ähnliches, sondern ein unter skandinavischen Studenten durchaus gebräuchlicher "Saufanzug". Die Aufnäher, welche seinen Anzug bedecken, repräsentieren unterschiedliche Studentenparties, an denen er teilgenommen hat.

23.01.: Der Zeremonienmeister mit einer sehenswerten Partybilanz

23.01.: Schwedische Folklore vom Feinsten

23.01.: Die Band

23.01.: "Raise for the Marseillaise" oder irgendwas anderes Französisches...

Eine Afterparty gabs natürlich auch noch, nachdem sich die mittlerweile munteren Gäste wohl auch nicht mehr so leicht aus Nymble vertreiben lassen hätten; sein offizielles Ende fand der Abend dann aber im Anchor Pub.


23.01.: "Es muas a Wein sein, und mir wer'n imma sein..."

23.01.: Same Band - (little bit) different location

23.01.: Dancin' Ziad

Die offizielle Welcome Party

Die ganzen offiziellen ISS-Aktivitäten des ersten Monats wurden dann am 30. Jänner mit der Welcome/Welcome Back Party eingeleitet - das erste Fest mit meiner neuen Kamera übrigens. Die war ziemlich groß aufgezogen, nach Schätzungen waren so etwa 600 Leute dort, wobei bei den richtig großen Partys, den Afterexamfesten, angeblich mehr als 1500 Studenten nach Nymble kommen.
Auch hier gabs wieder einige Eigenheiten zu bestaunen, wie den sprichwörtlichen Fetisch, überall eine Schlange bilden zu müssen. Bisher hab ich eigentlich gedacht, das würde nur auf die Briten zutreffen. Kurios wird es allerdings dann, wenn man von 21 Uhr, dem offiziellen Partybeginn, bis etwa dreiviertel Zehn warten darf und drinnen dann nach einer Ausweiskontrolle und dem Passieren der Kassa noch genau gar nichts los ist...
Aber, wenn man schon immer von schwedischen Eigenheiten spricht, könnte man natürlich auch über jene von (österreichischen) Erasmusstudenten reden - ich lass aber stattdessen einige der (schwer zensurierten) Bilder sprechen:


30.01.: Pre-party bei mir in Lappis

30.01.: Pre-party stuff um exakt SEK 210,80 bzw. € 19,70

30.01.: Wer findet mich in der Schlange?

30.01.: "queuing" - und trotzdem Spaß dabei

30.01.: Drinnen war's trotzdem lustiger

30.01.: Wenn's doch immer nur so billig wär...

30.01.: qft - "Wenn's doch immer nur so billig wär..."

30.01.: Mein holländischer Projektpartner Floris

30.01.: Pierre from New York

30.01.: Die arme Sonja war krank...

30.01.: ...wir nicht (bzw. erst am nächsten Tag)

30.01.: "Kein Kommentar"

In der gelben Villa...

Letzten Mittwoch hab ich es dann auch mal auf den Campus der Universität Stockholm geschafft, der ja von meinem Studentenwohnheim in Lappis nur etwa 5 bis 10 Gehminuten entfernt liegt. Dort gibt es ebenfalls regelmäßige Studentpubs in den sogenannten
"föreningslokalen", wobei das Allhuset und die Gula Villan zu den bekannteren zählen. Gegen 20 SEK Eintritt erwirbt man da eine "tillfälligt medlemskap", also eine vorübergehende Mitgliedschaft, und kann sich dann ein paar Biere um 25 SEK genehmigen. Musikmäßig hats auch voll meinen Geschmack getroffen und so ists auch nicht bei dem einen Bier geblieben - leider machen die aber die Bar schon gegen halb eins zu.

04.02: Gula Villan - sollte sogar für Nichtschweden zu übersetzten sein...

04.02.: 25 Kronen bringen gute Laune...

04.02.: Als Ösi allein unter Deutschen

04.02.: That's Rock'n'Roll ;-)

Mittlerweile 05.02.: ...und aus!

So, und nach so vielen Studentenfesten und -pubs, die hin und wieder mal mit dem einen oder anderen Studentenheimfest gewürzt waren, hab ich dann letztes Wochenende beschlossen, den Februar zum offiziellen "Monat des Stockholmer Nachtlebens" auszurufen. Die Stadt hat schließlich noch viel mehr zu bieten, als das klassische Studentenleben. Mehr davon aber an anderer Stelle...

Mvh, Bernhard