Ich möchte euch heute die eine oder andere Besonderheit des schwedischen Studentenlebens näher bringen. Das reflektiert dann wohl auch meine ersten Jännerwochen ganz gut, wo ich mich vor allem im Dunstkreis der Stockholmer Universitäten bewegt habe. Im Allgemeinen ist es in Schweden nicht recht anders als in Österreich, wo es bei Studentenfesten wohl auch hauptsächlich um zwei Dinge geht: billig(er)e Getränke und möglichst studentisches Publikum.
Ein medizinisches "Slutfest"
Am Anfang soll dabei das "Slutfest" des Karolinska Instituts, einer medizinischen Fakultät oder (?) Universität, stehen; es ist auch chronologisch am Beginn angeordnet. Bei einem "Slutfest" handelt es sich nicht etwa um etwas Ordinäres, sondern um das Abschlussfest nach einer der Prüfungswochen, in diesem Fall Mitte Jänner nach der Reexaminationweek des vorangegangenen Wintersemesters. Die mittlerweile eifrigen Lesern meines Blogs altbekannte austro-franko-italienisch-belgische Erasmusgang hat sich auch nicht von 40 SEK Eintritt, die man wieder einmal nur deshalb bezahlen musste, weil man wieder mal um 10 Minuten den "Free Entry" verpasst hat, und 20 SEK Gaderobe abschrecken lassen, um das hauptsächlich von Schweden besuchte Fest zu stürmen. Auch hier gilt die altbekannte Weisheit, die ich im letzten Post mehrmals angesprochen habe: Betrunkene Schwedinnen und Schweden lassen sich anhand von ein paar gelallten schwedischen Brocken durchaus zu einem Schwätzchen und Bierchen hinreißen ;-)
Swedish Dinner
Eines der beeindruckendsten Erlebnisse des ersten Monats war mit Sicherheit das schwedische Dinner, welches von ISS am Abend des 23. Jänners veranstaltet wurde. Wir durften dafür im Voraus satte SEK 200 hinblättern, aber die warens alle mal wert (auch wenn der eine oder andere gerne etwas mehr Essen auf seinem Teller gesehen hätte).
Die hiesige Studentenvertretung hat sich da mordsmäßig ins Zeug gehaut und für 200 Personen ein viergängiges Menü inkl. Getränken in Nymble, dem eigenen Haus der Studentenvertretung, hingezaubert. Köstlich, köstlich - wobei der aufmerksame Beobachter den einen oder anderen leisen kritischen Ton verlieren könnte, was an der Hauptspeise so "typical Swedish" war ;-)
Bei so einem Dinner, das offensichtlich mehrmals im Semester veranstaltet wird, gehts allerdings nicht nur ums Essen (und Trinken), sondern der Abend hat durchaus seine eigene Dramaturgie. Da gibt es eine Band, einen Zeremonienmeister und - nicht zu vernachlässigen - die typischen Sauflieder. Einige der anwesenden Nationen konnten es sich nicht nehmen lassen, ihre eigenen zum Besten zu geben, nur wir anwesenden Österreicher konnten uns auf kein gemeinsames ("I am from Austria"? G'stanzln? "Hiatamadl"?...?) einigen. Recht rasch und unkompliziert wurde aber der Mehrheitsbeschluss gefasst, jenen drei abtrünnigen Österreichern, die gemeinsam mit den Deutschen "Viva Colonia" zum Schlechtesten gaben, unverzüglich die Staatsbürgerschaft abzuerkennen.
Noch ein Wort zu unserem charmanten Zeremonienmeister mit Megaphon, der uns die schwedischen Lieder eher schlecht als recht (offensichtlich aufgrund mangelnder Vorsängerausbildung - "Peda schau owa" - und Ultramentalita) näherbringen konnte: Sein kurioses Outfit ist kein Skianzug oder ähnliches, sondern ein unter skandinavischen Studenten durchaus gebräuchlicher "Saufanzug". Die Aufnäher, welche seinen Anzug bedecken, repräsentieren unterschiedliche Studentenparties, an denen er teilgenommen hat.
Eine Afterparty gabs natürlich auch noch, nachdem sich die mittlerweile munteren Gäste wohl auch nicht mehr so leicht aus Nymble vertreiben lassen hätten; sein offizielles Ende fand der Abend dann aber im Anchor Pub.
Die offizielle Welcome Party
Die ganzen offiziellen ISS-Aktivitäten des ersten Monats wurden dann am 30. Jänner mit der Welcome/Welcome Back Party eingeleitet - das erste Fest mit meiner neuen Kamera übrigens. Die war ziemlich groß aufgezogen, nach Schätzungen waren so etwa 600 Leute dort, wobei bei den richtig großen Partys, den Afterexamfesten, angeblich mehr als 1500 Studenten nach Nymble kommen.
Auch hier gabs wieder einige Eigenheiten zu bestaunen, wie den sprichwörtlichen Fetisch, überall eine Schlange bilden zu müssen. Bisher hab ich eigentlich gedacht, das würde nur auf die Briten zutreffen. Kurios wird es allerdings dann, wenn man von 21 Uhr, dem offiziellen Partybeginn, bis etwa dreiviertel Zehn warten darf und drinnen dann nach einer Ausweiskontrolle und dem Passieren der Kassa noch genau gar nichts los ist...
Aber, wenn man schon immer von schwedischen Eigenheiten spricht, könnte man natürlich auch über jene von (österreichischen) Erasmusstudenten reden - ich lass aber stattdessen einige der (schwer zensurierten) Bilder sprechen:
In der gelben Villa...
Letzten Mittwoch hab ich es dann auch mal auf den Campus der Universität Stockholm geschafft, der ja von meinem Studentenwohnheim in Lappis nur etwa 5 bis 10 Gehminuten entfernt liegt. Dort gibt es ebenfalls regelmäßige Studentpubs in den sogenannten "föreningslokalen", wobei das Allhuset und die Gula Villan zu den bekannteren zählen. Gegen 20 SEK Eintritt erwirbt man da eine "tillfälligt medlemskap", also eine vorübergehende Mitgliedschaft, und kann sich dann ein paar Biere um 25 SEK genehmigen. Musikmäßig hats auch voll meinen Geschmack getroffen und so ists auch nicht bei dem einen Bier geblieben - leider machen die aber die Bar schon gegen halb eins zu.
So, und nach so vielen Studentenfesten und -pubs, die hin und wieder mal mit dem einen oder anderen Studentenheimfest gewürzt waren, hab ich dann letztes Wochenende beschlossen, den Februar zum offiziellen "Monat des Stockholmer Nachtlebens" auszurufen. Die Stadt hat schließlich noch viel mehr zu bieten, als das klassische Studentenleben. Mehr davon aber an anderer Stelle...
Mvh, Bernhard
richt deim kollegen aus new york folgendes aus: Upper East Side rocks! :-)
AntwortenLöschenwerd i machn...
AntwortenLöschener wohnt selbst aber in da bronx ;-)