Der Frühling ist endlich auch in Stockholm angekommen - trotzdem gebe ich an dieser Stelle (hoffentlich) ein letztes Mal ein Gschichtl über den schwedischen Winter zum Besten.
Kiruna, Lappland
Von 22.3. bis 25.3. verbrachten Dominik, Maria, Ernst, Sonja, Ziad, Gilles, Luca, Andras und ich einen aufregenden Kurzurlaub in Kiruna in Lappland - also bereits nördlicher als der Polarkreis und laut Google 1237 km mit dem Auto von Stockholm entfernt.
Kiruna ist mit etwa 18000 Einwohnern die nördlichste Stadt Schwedens und wohl so etwas wie das Zentrums dieses Teils von Lappland. Die Stadt wurde um 1900 in der Nähe der beiden Eisenerzminen errichtet, was ihr allerdings nicht gut bekommen dürfte, da der Untergrund mittlerweile löchrig wie Schweizer Käse sein soll. Wikipedia weiß, dass daher im Jänner 2007 der Beschluss zur Umsiedlung der Stadt um 4 km gefallen ist.
Neben der Mine und der mit ihr verbundenen kleineren und größeren Firmen ist der (Winter-)Tourismus das zweite große wirtschaftliche Standbein der Bewohner. Sie haben offensichtlich ein gutes Konzept zugrunde liegen, da alle großen Attraktionen, Unterkünfte und Aktivitäten gut zusammenarbeiten - hoffentlich wirkt es in ein paar Jahren, wenn die Minen komplett erschöpft sind, gut genug, um den Bewohnern der Region auch ausreichend Beschäftigung bieten zu können.
Camp Alta
Gewohnt - oder eher residiert - haben wir genauso wie eine Menge anderer Erasmusstudenten vor und nach uns im Camp Alta, einer Anlage mit mehreren Selbstversorgerhütten etwa 10 km außerhalb vom Ortszentrum am See Alttajärvi.
Miriam, eine Spanierin, und ihr schwedischer Freund sind die Eigentümer und die zwei kümmern sich um alles, was den Transport oder Touren oder andere Aktivitäten betrifft. Sie haben uns auch vom Flughafen abgeholt und uns für etwa eine Stunde im Stadtzentrum abgesetzt, um alle notwendigen Einkäufe für die drei Nächte erledigen zu können.
Danach ging es dann gemeinsam mit Manuel und seinen acht Freunden direkt zum Camp, um das Quartier beziehen zu können. Wir teilten uns zu neunt das Achtbetthaus, das sich genauso wie Manuels Haus mittem im Camp (und damit in der Nähe der Sauna!) befand. Dabei haben wir einen richtigen Glücksgriff gemacht, was sowohl die Lage als auch die Ausstattung (inkl. Fließwasser!) betraf:
Im Camp selbst gibt es Langlauf- und Eisfischausrüstung sowie eine Sauna zur freien Verfügung - alles Dinge, die wir zur Genüge nutzen konnten, da wir in Sachen Wetter (meist sonnig mit etwa -5°C) und Tageslicht (über 12 Stunden) äußerst begünstigt waren. Der rasche Wechsel in den klimatischen Bedingungen ist für einen Mitteleuropäer erstaunlich - andere Studenten, die drei bis vier Wochen vorher dort waren, erlebten -25°C oder weniger und die Sonne ging gegen halb 10 Uhr auf.
Sauna, Sauna, Sauna
Der wichtigste Ort des ganzen Camps ist natürlich die Sauna auf dem zugefrorenen See, die man selbst in Gang bringen und in Schuss halten muss. Nachdem das ganze mit zwei Holzofen funktioniert, dauert es etwa zweieinhalb Stunden bis man die Sauna benutzen kann.
Unser Saunameister Ernst "The Devil" hat sich darum immer ausgezeichnet gekümmert und das Saunieren mit ordentlichen Aufgüssen mit fast schon missionarischem Eifer unter all den barbarischen saunalosen Völkern verbreitet.
Snowmobiletour zum Eishotel
Die erste große Tour, an der insgesamt 18 Personen teilnahmen, war am 23.03. die Snowmobilefahrt zum Eishotel mit einem anschließenden traditionellen Mittagessen. Dabei ging es insgesamt 17 km bei strahlend blauem Himmel über den See querfeldein durch den Wald bis zu einem zugefrorenen Fluss, der direkt beim Eishotel liegt. Die 1050 SEK warens jedenfalls wert - die Dinger sind wirklich cool und schaffen auf freiem Feld bis zu 95 km/h.
Im Eishotel hatten wir dann zwei Stunden Zeit, um gegen eine durchaus stattliche Pauschale von 175 SEK an einer Führung teilzunehmen und die Zimmer, die von verschiedenen Künstlern individuell gestaltet wurden, zu bewundern.
Das Eis für die gesamte Anlage in Jukkasjärvi wird dabei aus dem Eis des Fluss Torne im vorangegangen Frühjahr gewonnen und über den Sommer in großen Kühlhäusern gelagert. Es wird Jahr für Jahr unterschiedlich gestaltet, wobei es zwischen Mitte Dezember und April immer so um die 60 bis 80 Zimmer gibt - für eine Nacht im Schlafsack bei -5°C darf man etwa 140 Euro zahlen.
Außerdem gibt es eine bei Brautpaaren äußerst beliebte Eiskapelle und eine AbsolutIceBar, die leider erst abends geöffnet hat. Solche Eisbars gibt es auf der ganzen Welt, die Eisgläser, die dort verwendet werden, stammen alle aus dem Tornefluss.
Danach ging es dann wieder zurück ins Camp, wo wir von Miriam bekocht und mit Kaffee und Keksen versorgt wurden. Last, but not least, haben sich Ernst und Dominik dann um die Sauna gekümmert, um dort den Tag ausklingen lassen zu können...
Eine Hundeschlittentour
Die Hundeschlittentour, die sich mit 800 SEK zu Buche schlug, war dann bei den meisten weniger beliebt, aber Dominik, Maria, Gilles und mir wurde ein weiteres unvergessliches Erlebnis beschert.
Eigentlich hätten wir nur zu viert auf einem großen Schlitten, der von einem ausgebildeten Hundeschlittenführer gelenkt wird, fahren sollen; da aber ein Guide erkrankte, hatten wir die Möglichkeit jeweils zu zweit einen kleinen Schlitten selbst zu lenken!
Das ist eigentlich ziemlich einfach, da man nur die Bremse bedienen muss - die Richtung gibt der Hundeschlittenführer mit dem vorangehenden Schlitten und seinem Leithund vor. Die Tiere freuen sich scheinbar irrsinnig auf solche Touren - sie müssen ja auch vor der Saison einige Monate dafür trainiert werden - und machen vor Beginn, wenn man ins Camp kommt, einen Mordsradau.
Bei einem Zelt mitten im Nirgendwo versorgte uns unser deutscher Führer dann mit Kaffee und Kuchen und gab uns ein paar interessante Einblicke in sein Aussteigerleben. Außerdem machte er mir mit seinen Schilderungen von den mehrtägigen Hundeschlittentouren ins lappländische Gebirge große Lust, einmal zurückzukommen und das selbst zu erleben.
Warten auf ein Nordlicht
Ein wichtiger Teil der Abendbeschäftigung war natürlich auch das Warten auf ein Nordlicht - insbesondere da der Himmel durch das schöne Wetter sehr klar war. Dick eingepackt und mit ein paar Rentierfellen ausgestattet haben wir uns dann raus auf den See weg von den Lichtern des Camps begeben. So viele Sterne und solch dunkle Nächte hab ich überhaupt noch nie gesehen!
Am letzten Abend, als wir Sonjas Geburtstag feierten, hatten wir dann endlich auch mal Glück und konnten tatsächlich eines sehen. Es war zwar eher gräulich und nicht so schön wie auf dem Foto, das mir François von seiner Kirunareise zur Verfügung gestellt hat, aber natürlich ein unvergessliches Erlebnis.
Warten auf den Sonnenaufgang
Sonjas Geburtstag wurde wie gesagt euphorisch gefeiert - es war ja zudem auch der letzte Abend - und gegen vier Uhr morgens beschlossen Ernst, Ziad, Andras und ich den Sonnenaufgang miterleben zu wollen. Die -20°C konnten uns dabei auch nicht abschrecken, aber nach eineinhalb Stunden draußen war dann für uns alle eine warme Dusche dringend notwendig.
Ich hoffe alle diese Fotos können ansatzweise vermitteln, wie schön und eindrucksvoll mein Trip nach Lappland war. Wer jemals die Chance hat, in diesen Teil der Welt zu kommen, muss sie unbedingt nutzen!
Mvh, Bernhard
Properly-penned put up. Sauna savvy. Appreciate your suggestions. saunajournal.com
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