Nachdem ich Skandinavien und ein kleines Stückchen des Baltikums schon zu Fuß sowie per Bus, Bahn, Hundeschlitten, Schneemobile und Flugzeug erkundet habe, stand in der dritten Maiwoche von 18.05. bis 23.05. eine Fahrt mit dem Mietauto nach und durch Norwegen auf dem Programm.
Tag 1: Stockholm - Oslo
Eine 5-köpfige Gruppe, die ausnahmslos aus Österreichern (Ernst, Dominik, Sonja, Ziad und meine Wenigkeit) bestand, machte sich gegen halb neun Uhr morgen mit einem feschen Volvo V70 auf in Richtung Norwegen. Die ersten vernachlässigbaren Schwierigkeiten mit der ungewohnten Automatikschaltung haben wir dabei genaus schnell wie Stockholm hinter uns gelassen. Wobei, schnell ist da bei Tempolimits um die 100 km/h oder 110 km/h wohl relativ, angenehm war es allemal. Angesichts der zu erwartenden Strapazen haben wir uns für vier potentielle Fahrer entschieden, um ausreichend wechseln zu können - was dann gemeinsam mit der Frage, wer hinten in der Mitte sitzen "darf", zu einem ausgeklügelten "Schichtsystem" geführt hat. ;-)
Gegen 16 Uhr erreichten wir nach ruhiger Fahrt die norwegische Hauptstadt, wo wir mit nur einmal falsch abbiegen dann auch unser nettes Hostel erreichten. Da unser Zeitplan alles in allem relativ knapp bemessen war, ging es nach einer kurzen Pause auch gleich weiter zum Sightseeing, wo sich uns ein kühles aber schönes Oslo präsentierte.
Aufgrund der Reisestrapatzen und der "interessanten" Bierpreise (54 NOK bzw. ca. 6,10 €) habens Ziad, Sonja und ich dann auch bei einem Bier im Olympen belassen und den ersten Abend relativ früh beendet.
Tag 2: Oslo - Bergen
Diese Etappe von Oslo an die norwegische Westküste sollte die längste, aber auch die schönste werden. Wenn man dabei der E7 konsequent folgt (was nichts anderes bedeutet, als sich einmal zu verfahren und nicht den kürzesten, vom Routenplaner vorgeschlagenen Weg zu nehmen), fährt man durch aufregende und abwechslungsreiche Landschaften. Das Besondere dabei ist, dass sich der Landschafts- und Klimatyp fast im Halbstundentakt ändert - von Seen zu Wäldern, rauf in verschneite Gebirge, wieder runter über enge Schluchten in wunderschöne Fjorde und entlang von engen Küstenstraßen.
Nachdem wir dann unser Hostel in Bergen nach über 10 Stunden Fahrtzeit und - ganz klassisch - einmal verfahren erreicht hatten, blieb nicht mehr viel Zeit als die nette Aussicht auf Bergen zu genießen und den Abend mit Kartenspielen ausklingen zu lassen.
Tag 3: Bergen - Stavanger - Prejkestolen
Auch der Zeitplan des dritten Tages war dicht gedrängt, wobei die knapp fünfstündige Autofahrt diesmal zu den kürzeren Etappen zählte.
Am Beginn stand eine dreistündige Sightseeingtour durch Bergen, das oft als die schönste Stadt Norwegens bezeichnet wird. Der Titel "Regenreichste Großstadt Europas" (248 (!) Regentage im Jahr 2005) ist zwar nicht gerade verlockend, wir hatten aber Glück und erwischten einen ganz netten Tag.
Ein absolutes Muss ist das Hafenviertel Bryggen, das 1979 mit seinen Hansekontoren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Aber auch die angrenzenden Stadtviertel tragen zum besonderen Flair Bergens bei, wie uns der Stadtspaziergang Richtung Universität bewies.
Mittags ging es dann entlang der norwegischen Westküste über die E 39 und teilweise per Autofähren, Unterwassertunnel und Brücken weiter Richtung Stavanger.
Unser dicht gedrängter Zeitplan und ein kurzer Stau verhinderten leider eine nähere Erkundung der "Ölhauptstadt Norwegens", da wir uns beeilen mussten, um die Autofähre nach Tau zur Prejkestolhytta zu erwischen.
Bei der Preikestolhytta handelt es sich um ein Camp und den Ausgangspunkt für die Wanderungen rauf auf den Preikestolen, wo sich auch unser Hostel und ein Hotel befanden.
Tag 4: Preikestolen - Søgne
Beim Preikestolen ("Predigtstuhl") handelt es sich um einen Felsen, der in 600 Meter Höhe in den Lysefjord hinausragt. Da man diesen spektakulären Ausblick in etwas weniger als zwei Stunden von der Preikestolhytta aus erreichen und genießen kann, ist er natürlich ein beliebtes Touristenziel und an schönen Tagen relativ überlaufen. Daher setzten wir uns relativ früh in Bewegung, um an diesem Feiertag (Christi Himmelfahrt) vor den Massen und noch möglichst ohne Regen am Vormittag zu erklimmen. Gegen 10 Uhr hatten wir beide Ziele auch ohne größere Probleme erreicht.
Nach diesem Höhepunkt unserer Rundreise ging es dann weiter an die Südküste Norwegens, genauer nach Søgne, wo uns eine feine Hütte auf einem Campingplatz - wohl die beste Unterkunft unseres Trips - erwartete. Der Himmel lies sogar einmal die Sonne für längere Zeit durch, was uns erlaubte, auch mal unsere mitgebrachten Einweggriller zu verwenden und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.
Tag 5: Søgne - Kristiansand - Oslo
Die vorletzte Etappe sollte dazu dienen, unseren Kreis durch Norwegen zu schließen und entlang der Südküste wieder zurück nach Oslo in unser erstes Hostel. Dabei machten wir auch einen Zwischenstop in Kristiansand, der fünftgrößten Stadt Norwegens bzw. der größten in dieser Region.
Da sich das Wetter leider nicht allzu fein präsentierte, blieb es nur bei einem kurzen Aufenthalt und wir machten uns nach zwei Stunden auf den Weg in die Hauptstadt. Landschaftlich war diese Etappe, die wir hauptsächlich entlang der Autostraße/Autobahn E 18 absolvierten, bei weitem nicht so spektakulär wie die vorangegangenen. Mangels einer guten Straßenkarte oder eines GPS haben wir einen angedachten Abstecher in die angrenzende Landschaft Telemark dann doch unterlassen - mindestens 5 Stunden Autofahrt pro Tag hinterlassen halt auch ihre motivationstechnischen Spuren.
Tag 6: Oslo - Stockholm
Unsere Rückreise am Samstag war dann auch nur mehr von dem Wunsch geprägt, so schnell als möglich nach Stockholm zurückzukehren, das Auto in der Hertzfiliale zurückzubringen und den Abend noch nutzen zu können.
Auch diese Art Skandinavien zu erkunden, war wieder mal ein Erlebnis für sich - 6 Tage für die 2421 km waren aber die absolute Untergrenze für einen derartigen Trip. Die Flexibilität eines Mietautos ermöglichte uns, doch einige Plätze ohne großen Aufwand zu erkunden, die wir sonst nur schwer erreicht hätten. Der Faktor 5 bei den Auto- und Spritkosten half zudem, die Reisekosten im teuren Norwegen auf ein erfreuliches Minimum zu drücken.
Mvh, Bernhard
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